- Ort
- Westhellenweg (nähe Hbf, Petrikirchhof), 44137 Dortmund
- Ursprüngliche Nutzung
- Kirche der Evangelischen Kirche von Westfalen
- Neue Nutzung
- Multifunktionale Nutzung, Citykirche
- Gebäude
- 1322 erbaut, Architekt: k.A. | 1954-1967 wiederaufgebaut
- Denkmalschutz
- Das Kirchengebäude steht unter Denkmalschutz.
Ortslage I Städtebauliche Situation
Als eine von vier historischen Innenstadt-Kirchen in Dortmund nimmt die evangelische St. Petri Kirche eine städtebaulich sehr präsente und damit wichtige Position im Dortmunder Stadtkern ein. Sie befindet sich im westlichen Teil der Innenstadt auf der direkten Achse zwischen Hauptbahnhof und Fußgängerzone.
St. Petri wird von den umliegenden, meist fünfgeschossigen Geschäftshäusern klar eingerahmt. Durch die besondere Materialität der hellen Sandsteinfassade sowie den Kirchturm mit seinem sehr hohen Turmhelm bleibt die Kirche im Stadtraum trotzdem sehr prägnant. Diese Wirkung wird auch durch die beiden Vorplätze im Süden Richtung Fußgängerzone und im Norden Richtung Bahnhof betont. Der nördliche Vorplatz öffnet sich durch die nachträgliche Schaffung einer großzügigen Freitreppe zum Bahnhof hin und ist dadurch bereits beim Heraustreten aus dem Bahnhof klar erkennbar.
Gebäude I Bauform I Historie
St. Petri wurde im Mittelalter als gotische Hallenkirche erbaut. In ihrer langen Geschichte wurde sie jedoch mehrfach zerstört und wieder aufgebaut. Heute ist von der ursprünglichen Bausubstanz nur noch der Taufstein erhalten.
Nach einer Totalzerstörung im 18. Jahrhundert wurde St. Petri beispielsweise mit barock-klassizistischen Elementen, dem damals vorherrschenden Architekturstil wieder errichtet. In diesem Zuge wurde auch der wertvolle mittelalterliche Schnitzaltar aus Flandern vom Franziskanerkloster in die St. Petri Kirche umgesiedelt.
Bei einem Luftangriff auf Dortmund im Jahr 1943 wurde die Kirche komplett zerstört. Der historisch sehr wertvolle Altar konnte kurz vorher noch gerettet werden. Nach Kriegsende wurde der Sakralbau dann nach mittelalterlich-historischem Vorbild wieder errichtet, was mit dem Aufsatz des Turmhelmes 1981 seinen Abschluss fand. Im Jahr 2008 wurde im Altarbereich eine filigrane, raumhohe Glaswand eingesetzt, hinter der der historische Schnitzaltar aufgestellt ist. Seitdem ist der Altar vor schädlichen Luft- und Temperaturschwankungen geschützt.
Durch den Wiederaufbau nach historischem Vorbild ist die Petrikirche wieder als Hallenkirche im Stile der Hochgotik nach mittelalterlichem Grundriss errichtet worden. Dieser zeichnet sich durch seine annähernd quadratische Form mit östlich angesetztem Chorbereich aus. Mittel- und Seitenschiffe sind im Gegensatz zur traditionellen Bauform in der Epoche der Gotik gleich hoch ausgebildet, im Dachbereich der Seitenschiffe sind jeweils drei Querdächer mit Spitzgiebel ausgebildet worden.
Im Westen an das Kirchenschiff angesetzt, befindet sich der Kirchturm, in dem sich auch das Haupteingangsportal zur Kirche befindet. Im Vergleich zum eher kompakten Kirchenschiff wirkt dieser durch seine Proportionen sowie die Höhe des Turmhelmes sehr selbstbewusst.
Das Innere der Kirche ist durch das multifunktionale Nutzungskonzept puristisch belassen worden. Eine flexible Bestuhlung kann je nach Nutzung auf- oder abgebaut werden, sodass der reine Raum mit seinen warmen Materialien und der hohen Decken die Atmosphäre maßgeblich prägt.
Kirchliche Nutzung I Einbindung in die Bürgergemeinde
St. Petri versteht sich als moderne Stadtkirche. Obwohl es sich um eine evangelische Kirche handelt, sind hier alle Menschen unabhängig von Konfession und religiöser Weltanschauung willkommen. Neben der lokalen evangelischen Gemeinde werden auch katholische sowie weitere spezielle Gottesdienste, beispielsweise zum Thema Feminismus, abgehalten. Der Fokus liegt auf der Bereitstellung eines spirituellen Ortes für die gesamte Stadtgemeinschaft. So finden neben den Gottesdiensten auch Konzerte, Lesungen und andere kulturelle Veranstaltungen mit sakralem bzw. spirituellem Charakter aus den Bereichen Kunst, Kultur und Bildung statt.
Für eine evangelische Kirche ungewöhnlich ist St. Petri tagsüber offen und kann frei betreten werden. Sie fungiert als Ruheort in der Hektik der Innenstadt sowie als Ort des interkulturellen und interreligiösen Austausches.
Besonderheiten I Erfahrungen
Bei der St. Petri Kirche in Dortmund ist es gelungen, die Nutzung der Kirche in den direkt umgebenden innerstädtischen Raum zu erweitern, sodass sie aktiv zur lokalen Gemeinschaft beiträgt. Gleichzeitig dient sie weiterhin als Kirche für die lokale Gemeinde. Durch die Nutzungserweiterung für kulturellen und gesellschaftlichen Austausch sowie die Öffnung als Ruheort in der lauten Stadtumgebung zeigt sie, wie Kirchen im urbanen Kontext modern interpretiert und damit lebendig bleiben können, ohne ihre Sakralfunktion komplett aufzugeben. Damit dies gelingt, sind ein langfristiges, proaktives Nutzungskonzept sowie eine genaue Analyse der Umgebung essenziell.
Felix Hemmers