- Ort
- Stadtwaldstraße 323, 41179 Mönchengladbach
- Ursprüngliche Nutzung
- Kirche des Bistums Aachen
- Neue Nutzung
- Grabeskirche, Kolumbarium
- Gebäude
- 1947-1952 erbaut, Architekt: Peter Salm (1892-1981), Aachen; Glaskunst: Maria Katz Grau (1912-1998), Aachen | 2012 Teilentwidmung | 2013 Eröffnung nach Umbau und 2016-2017 Erweiterungsbau, beides Innenarchitekt: Willi Theelen, Mönchengladbach; sakrale Kunstverglasung neue Marienkapelle: Jürgen Drewer, Nettetal
- Denkmalschutz
- Das Kirchengebäude steht nicht unter Denkmalschutz.
Ortslage | Städtebauliche Situation
Das Kirchengebäude St. Matthias liegt am Stadtrand von Mönchengladbach an einer Durchgangsstraße mit guter Verkehrsanbindung, die von Mönchengladbach-Rheydt nach Mönchengladbach-Rheindahlen führt.
Dieser Standort als zentraler Punkt der angrenzenden Dörfer Günhoven, Genhülsen und Voosen wurde vor circa 75 Jahren mit dem Wunsch, eine eigene Gemeinde zu gründen, gezielt gewählt. Alle drei Ortsteile besitzen zudem noch deutlich ältere Dorfkapellen, in denen jeweils circa zehn bis zwanzig Personen Platz finden.
St. Matthias hebt sich über den freistehenden Standort ein wenig von der Umgebung ab.
Gebäude | Bauform
Nach den Plänen des Aachener Architekten Peter Salm (1892-1981) wurde mit dem Bau der St. Matthias-Kirche im Jahr 1947 begonnen. In mehreren Bauabschnitten und mit sehr viel Eigenleistung zukünftiger Gemeindemitglieder, erfolgte die komplette Fertigstellung erst Anfang der 1960er Jahre.
Bei dem Gebäude handelt es sich um eine in Backstein ausgeführte, schlichte und funktional orientierte Saalkirche ohne Querhaus. Die Kircheninnendecke in acht Meter Höhe ist aufgrund der Gebäudebreite aus einer Stahl-Holzkonstruktion gefertigt. Der Chorabschluss des Gebäudes ist nicht, wie klassischerweise „geostet“ (nach Osten ausgerichtet), sondern entgegengesetzt nach Westen.
Alle Kirchenfester wurden von der Aachener Glaskünstlerin Maria Katz Grau (1912-1998) entworfen. Von 1930 bis 1933 studierte Frau Katz Grau an der Kunstgewerbeschule
unter der Leitung des Architekten Rudolf Schwarz in Aachen.
Historische Bedeutung | Soziales Umfeld
k. A.
Kirchliche Nutzung | Einbindung in die Bürgergemeinde
Die Kirche wurde bis zur Teil-Entwidmung im Jahre 2012 als Gemeindekirche und später als Pfarrkirche für die Dörfer Günhoven, Genhülsen und Voosen (Honschaften des Stadtteils Mönchengladbach-Rheindahlen) genutzt.
Bei der Teilentwidmung ist der Altarbereich als sakraler Raum erhalten geblieben, nur der Kirchensaal wurde für die Nutzung als Friedhof profaniert.
Prozess | Beteiligte
Im Jahr 2010 erfolgte ein Impuls an die Gemeinde hinsichtlich des Erhalts (Zukunft) ihrer Pfarrkirche: Einerseits gab es rückläufige Zahlen bei den Gottesdienstbesuchen, Taufen, Erstkommunionen sowie Hochzeiten und andererseits wurde kirchenpolitisch erkennbar, dass eine Eigenständigkeit der Gemeinde nicht mehr lange aufrechterhalten werden konnte.
Die Vision „Grabeskirche“ wurde sehr schnell von der ganzen Kirchengemeinde favorisiert und als Möglichkeit gesehen, Kirche und Gemeindeleben zu erhalten.
Die Planung, inklusive des Genehmigungsverfahrens und der Umsetzung wurden zeitnah mit Hilfe eines kompetenten Kirchenvorstands, bestehend aus einem Architekten, Juristen, Finanz- und Kaufleute sowie Handwerkern, umgesetzt. Dabei erhielt man Unterstützung durch das Bistum Aachen.
Die Fertigstellung und Eröffnung der neuen Grabeskirche konnte im Januar 2013 erfolgen.
Mit der Eröffnung der Grabeskirche fusionierte die Pfarrgemeinde St. Matthias automatisch mit der Hauptpfarre St. Helena Rheindahlen, behielt jedoch durch die neue Nutzung einen Sonderstatus (Sondervermögen) und somit ein Stück Eigenständigkeit bei.
Nutzungskonzept | Neunutzung
Um das Konzept einer Grabeskirche (Friedhof) umsetzen zu können, musste St. Matthias zum Teil entwidmet werden. Unter Berücksichtigung und in Abstimmung mit der vorhandenen Architektur wurden Urnengrabstätten (Wände und freistehende Stelen) mit dem Ziel eingefügt, die neuen architektonischen Bauelemente harmonisch zu integrieren und trotzdem ein der neuen Nutzung entsprechendes würdiges und wertiges Ambiente zu schaffen.
Es erfolgte zudem eine Teiländerungen an der Stufenanlage im Chorraum, die Schließung des Seiteneingangs und die Neugestaltung des Windfangs am Haupteingang sowie die Schaffung einer neuen barrierefreien Toilettenanlage mit Zugang vom Kirchenraum aus.
Durch die sehr gute Resonanz und die sich daraus entwickelnde hohe Nachfrage, auch am Verkauf von Grabstätten, wurde vom zuständigen Kuratorium in Abstimmung mit dem mitbestimmenden Kirchenvorstand der Hauptpfarre Rheindahlen eine Erweiterung der Grabeskirche um die ehemalige Marienkapelle – mit Zugang vom Kirchenraum aus – beschlossen, 2016 eingeweiht und eröffnet.
Besonderheiten | Erfahrungen
Die frühere Kirchengemeinde St. Matthias hat für die Konzeptumsetzung zur Grabeskirche keine Fördergelder erhalten.
Ein erspartes Grundkapital diente als finanzielle Basis und ein erfolgreicher Vorverkauf von Grabstätten (Treuhandkonzept) sicherte die Finanzierung ab.
Eine zuvor erarbeitete Wirtschaft- bzw. Machbarkeitsstudie in Abstimmung mit dem zuständigen Bistum stellte wie üblich die Grundlage für das Projekt „Grabeskirche“.
Die Umnutzung der Pfarrkirche St. Matthias zur Grabeskirche hat ihre Existenz erhalten und eine finanzielle Unabhängigkeit geschaffen.
Die sehr gute Akzeptanz, nicht nur im näheren Umfeld, sondern auch weit über die Stadtgrenze hinaus, hat dazu beigetragen, dass eine deutlich höhere Besucherzahl – auch bei wöchentlich stattfindenden Gottesdiensten – zu verzeichnen ist.
Ausschließlich positive Erfahrungen resultieren aus dieser Umnutzungsmaßnahme.
Dipl.-Ing. Willi Theelen, Innenarchitektour, Mönchengladbach | Harald Josephs, Pfarrer der Pfarre St. Helena Rheindahlen