Projekt

Auferstehungskirche | Begegnungs- und Veranstaltungsraum, Seniorenwohn- und pflegeeinrichtung

Köln
Ort
51065 Köln, Kopernikusstraße 36
Ursprüngliche Nutzung
Pfarrkirche und Gemeindezentrum der Evangelischen Kirchengemeinde Köln Buchheim-Buchforst; Evangelische Kirche im Rheinland
Neue Nutzung
Begegnungs- und Veranstaltungsraum „Kulturkirche-Ost“, Seniorenwohneinrichtung und Pflegeheim
Gebäude
1967/1968 erbaut, Architekten: Georg Rasch (1920–1968), Winfried Wolsky, Köln | 2005 außer Dienst gestellt | 2009–2012 Abriss des Gemeindezentrums und Neubau als Wohn- und Pflegeeinrichtung für Senioren | 2012 Sanierung der Kirche, Architekten: schultearchitekten, Köln
Denkmalschutz
Das Kirchengebäude steht unter Denkmalschutz.

Ortslage | Städtebauliche Situation

Der Stadtteil Buchforst im rechtsrheinischen Köln ist Anfang des 20. Jahrhunderts als Wohnviertel vorwiegend für die Arbeiterbevölkerung der Großindustrie in den benachbarten Stadtteilen entstanden. Er ist geprägt von denkmalgeschützten Großsiedlungsbauten der klassischen Moderne: den Siedlungskomplexen „Blauer Hof“ (1927) und „Weiße Stadt“ (1932) von Wilhelm Riphahn und Caspar Maria Grod.

Heute befindet sich der Stadtteil in einer infrastrukturellen Insellage, indem er auf drei Seiten von Bahntrassen in Hochlage und auf einer Seite von einem Autobahnzubringer in Tieflage umgeben ist. Die Evangelische Gemeinde errichtete in den 1960er Jahren ihre Kirche mit Gemeindezentrum auf einem Grundstück am südöstlichen Rand des Stadtteils. Im Umfeld befinden sich Sportanlagen, eine Schule sowie Reihenhäuser und mehrgeschossige Wohnungsbauten der „Weißen Stadt“.

Das von der Straße zurückgelegene Gebäudeensemble bestand aus dem separaten Kirchengebäude und einem winkelförmigen Gebäudekomplex mit ehemaligen Pfarr- und Küsterwohnungen, Jugend- und Gemeinderäumen. Es gruppierte sich auf einem dreiseitig erschlossenen Grundstück mit der Kirche um einen erhöhten Platz, der über eine Treppenanlage erreichbar ist. Das Kirchengebäude ist gut sichtbar zur Autobahnzufahrt hin orientiert, ansonsten aufgrund seiner Randlage im Stadtteil kaum wahrnehmbar.

Gebäude | Bauform

Der Kirchenbau erhebt sich als Tetraeder mit steil aufragendem Sichtbetonwinkel über dreieckigem Grundriss. In den Winkel ist ein von der Spitze zum Kirchplatz hin abfallendes Dach eingehängt, das an den Rändern zu den beiden fensterlosen Betonwänden mit Lichtbändern abgesetzt ist. Licht streift so an den mit Schwartenbrettern schräg geschalten Betonwänden entlang. Der Bodenbelag des Gebäudes bildet mit dem Kirchplatz eine Einheit aus durchlaufenden Bruchsteinplatten. In die niedrige verglaste Zugangswand sind zum Platz hin Sakristei und Orgel als holzverschalte Kuben eingestellt. Die inzwischen abgerissenen Gemeindezentrumsbauten waren ebenso mit rohen schwarzen Brettern in waagerechter, überlappender Holzverschalung bekleidet, die an die Schalung der Betonwände der Kirche erinnerten. Vor der nördlichen Kirchenaußenwand steht zur Straße hin ein niedriges skulpturales Glockengehäuse.

Historische Bedeutung | Soziales Umfeld

Die Architekten übersetzten das Thema der Auferstehung in eine Architektur aus Form, Material, Textur und Licht mit überraschender Wirkung. Trotz einfachster Bauform und Materialien wird eine sehr eigene sakrale Atmosphäre erzeugt. Der Bau gilt als herausragendes Beispiel evangelischer Kirchenarchitektur der Nachkriegszeit und ist einer der überzeugendsten evangelischen Kirchenbauten der Region.

Ein harter Strukturwandel mit Wegfall von industriellen Arbeitsplätzen im rechtsrheinischen Köln führte zu einer kulturellen und wirtschaftlichen Entmischung im Stadtteil. Die Mitgliederzahl der Kirchengemeinde schrumpfte so stark, dass die Evangelische Gemeinde ihr Gebäude im Stadtteil nach 40 Jahren aufgab.

Kirchliche Nutzung | Einbindung in die Bürgergemeinde

Aufgrund der Veränderung der Bevölkerungsstruktur im Stadtteil war der Bedarf für ein eigenes Kirchengebäude vor Ort nicht mehr gegeben. Kirchliche Angebote wie Jugendarbeit oder Kindergarten, aber auch Erwachsenenarbeit, die im Gemeindezentrum stattgefunden hatten, gingen dem Stadtteil somit ebenfalls verloren. Die Gemeindearbeit zog sich auf ein Gemeindezentrum mit Kirche aus ähnlicher Bauzeit im benachbarten Stadtteil Buchheim zurück.

Prozess | Beteiligte

Nach Kontakten zwischen der Kirchengemeinde und dem Kölner Baudezernenten richtete dieser eine Arbeitsgruppe für das Kirchengebäude unter seiner Führung ein. Beteiligt waren Denkmalpflege, Stadtplanung und Stadtentwicklung, Vertreter der Kirchenkreisebene sowie der Landeskirche und das Architektur Forum Rheinland als baukultureller Interessenträger. Nach Untersuchungen zu Umfeld und Gebäude wurden unterschiedliche potenzielle Interessenten mit einem städtischen Exposé angesprochen. Mit der städtischen Wohnungsbaugesellschaft GAG fand sich bereits unter den ersten Angesprochenen ein Nutzer mit einem attraktiven Konzept für das schwierig umzunutzende denkmalgeschützte Gebäude.

Nutzungskonzept | Neunutzung

Der Wohnungsbaugesellschaft fehlten im Stadtteil Angebote für Bewohner ihrer Siedlungsbauten, die sich in ihren Wohnungen nicht mehr selbst versorgen konnten. In den im nahen Umfeld der Kirche gelegenen, denkmalgeschützten Siedlungsbauten der 1920er und 1930er Jahre war ein senioren- und pflegegerechter Umbau der Wohnungsbestände nicht möglich, sodass dringend entsprechende quartiernahe Angebote gebraucht wurden. Daher wurde an der Stelle des Gemeindezentrums am Kirchplatz und angrenzend auf einem zugekauften Gelände eine Einrichtung für betreutes Seniorenwohnen und eine Demenzwohngruppe in Form und Kubatur der abgerissenen, nicht denkmalgeschützten Bauten des Pfarrzentrums errichtet. Der eigentliche Kirchenbau wird nach denkmalgerechter Sanierung als Begegnungsraum für die Bewohner der Siedlungsbestände, der Senioreneinrichtung und des Stadtteils für kulturelle Veranstaltungen genutzt. Die Kirchengemeinde bekam ein kostenloses Nutzungsrecht von 60 Tagen im Jahr, um weiter Gottesdienste feiern zu können.

Besonderheiten | Erfahrungen

Dieses Projekt ist ein Beispiel für eine erfolgreiche Zusammenarbeit zwischen Kirchengemeinden und engagierten kommunalen Verwaltungen. Ein Erfolgsfaktor war, dass das Projekt in der Kommune beim Baudezernenten auf einer hohen Verwaltungsebene angesiedelt war, womit gute Kontakte zur Ermittlung von Interessenten nutzbar wurden. Mit dem städtischen Wohnungsunternehmen ist ein Ansprechpartner gefunden worden, der Engagement für die soziale Stabilisierung und Versorgung seiner Siedlungsbestände zeigt. Kommunale Wohnungsunternehmen könnten gute Partner für die Umnutzung von weiteren Kirchengebäuden auch an anderen Orten sein und somit das soziale Vakuum, das dort entsteht, wo Kirchen aufgegeben werden, mit einer neuen sozialen oder kulturellen Nutzung füllen.

Jörg Beste, synergon Köln

Siehe auch:

Baukunst NRW

Weitere Informationen zum Projekt:

https://kulturkirche-ost.de