- Ort
- 50827 Köln, Rochusstraße 216
- Ursprüngliche Nutzung
- Kirche der evangelischen Kirchengemeinde Bickendorf
- Neue Nutzung
- Aikido-dojo, Trainingsnutzung & Ort der Stille
- Gebäude
- 1961–1963 erbaut, Architekt: Georg Rasch (1920–1968), Köln | 1997 Neugestaltung östliches Fenster durch Ingrid Vetter Spilker | 2019 Außerdienststellung | 2023 Fertigstellung des Umbaus, Architekt: Architekturbüro Paul Böhm, Köln
- Denkmalschutz
- Das Kirchengebäude steht nicht unter Denkmalschutz.
Ortslage | Städtebauliche Situation
Die Dreifaltigkeitskirche befindet sich nördlich der Kölner Innenstadt im Stadtteil Ossendorf, der durch großflächige Siedlungsbebauung mit Mehrfamilien- und Reihenhäusern geprägt ist. Insgesamt ergibt sich durch diese Struktur trotz der räumlichen Nähe zum Kölner Stadtgebiet ein eher ländlicher Charakter.
Die Dreifaltigkeitskirche mit ihrem freistehenden Kirchturm liegt prominent direkt am Hauptverkehrsknotenpunkt von Ossendorf, an dem sich Rochus- und Frohnhofstraße treffen. An der Kirche zum öffentlichen Straßenraum hin ist ein Platz vorgelagert, an dem sich mehrere große Bäume befinden.
Gebäude | Bauform
Bei der Dreifaltigkeitskirche handelt es sich um einen typischen Sakralbau aus der Nachkriegszeit, der in den 1960er Jahren nach Plänen des Architekten Georg Rasch erbaut wurde. Es handelt sich um einen schlichten Beton-Saalbau, der nach Außen mit einer hellen Kalksandstein-Fassade ausgestattet wurde. Prägend ist das auf einer Seite tief heruntergezogene Satteldach, unter dessen langer Auskragung sich neben dem Gottesdienstraum auch die Nebenfunktionen versammelt haben.
Der Charakter des ebenfalls schlicht gehaltenen Innenraums wird vor allem von dem nachträglich gestalteten Glasfenster an der östlichen Stirnseite des Gebäudes bestimmt. Hier hat die Glasmalerin Ingrid Vetter Spilker Ende des letzten Jahrtausends eines ihrer letzten großen Werke umgesetzt.
Der Architekt Rasch ist neben der Dreifaltigkeitskirche auch für den Bau der Auferstehungskirche im nahegelegenen Köln-Buchforst bekannt.
Historische Bedeutung | Soziales Umfeld
Die Kirche ist in verschiedenster Art und Weise im Leben der örtlichen Gemeinde integriert. Im ehemaligen Pfarr- und Küsterhaus sind Wohngruppen für Menschen mit Behinderung eingerichtet worden. Zudem befinden sich verschiedene Werkstätten der Caritas sowie ein Seniorenwohnheim in direkter Nachbarschaft.
Als 2019 vom Presbyterium die Entwidmung der Kirche beschlossen wurde, war daher das Interesse der Gemeinde an einem Erhalt des prägenden Gebäudes sehr groß.
Kirchliche Nutzung | Einbindung in die Bürgergemeinde
s.o.
Prozess | Beteiligte
Nach der Entscheidung, die Kirche außer Dienst zu stellen, gab es unterschiedliche Ideen zum Umgang mit der Dreifaltigkeitskirche. Auch der Abriss und die Neubebauung des Areals mit Wohnungen wurde diskutiert. Aufgrund des großen Interesses aus der Gemeinde, das Bauwerk zu erhalten fand sich aber schließlich mit Dirk Kropp ein Pächter, der die Kirche zu einem Aikido-Dojo umbauen ließ. Ende 2022 wurde der Umbau nach Plänen des renommierten Kölner Architekten Paul Böhm schließlich größtenteils abgeschlossen, so dass seit 2023 regelmäßig die Kampfkunstart Aikido dort trainiert wird. Die Kirche versteht sich zudem weiterhin als offener Ort, an dem alle interessierten Besucher*innen zur Ruhe kommen können.
Nutzungskonzept | Neunutzung
Die Kirche wurde in ein Aikido-Dojo transformiert. Ein Dojo ist ein Ort der Stille, an dem meditiert und trainiert wird. In Japan bezeichnet der Begriff die Trainingsräume für Kampfkünste sowie auch Meditationsräume in Zen Klöstern. ‚Do‘ steht dabei für den Weg, ‚jo‘ für den Ort. Aikido ist eine spezielle Selbstverteidigungskunst, die ebenfalls aus Japan entstammt. Teil der Lehre ist eine ausgeprägte Friedensethik.
Mag die Nutzung der Dreifaltigkeitskirche als Trainingsort für Kampfkunst auf den ersten Blick eher ungewöhnlich erscheinen, zeigt diese kurze Erläuterung, dass die Nutzung einer Kirche als Dojo durchaus passend und angemessen sein kann. Es ist ein Ort der Ruhe, Einkehr und Möglichkeit zur Selbstfindung geschaffen worden, der so die Tradition der kirchlichen Nutzung aufnimmt.
Auch architektonisch wurde dieses Konzept aufgegriffen. Es geht um Leere und radikale Reduktion. Der ehemalige Gottesdienstraum wurde in seiner vollen Größe als puristischer, freier Raum belassen. Der Boden wurde mit traditionellen Matten ausgelegt, um eine Trainingsnutzung zu ermöglichen, so entsteht ein Raum für Erdung und körperliche sowie geistige Bewegung. Im Bereich der ehemaligen Orgelempore wurde vom Architekten eine traditionelle ostasiatische Holzornamentik aus Zirbelholz geplant.
Besonderheiten | Erfahrungen
Bei der Umnutzung der Dreifaltigkeitskirche in Köln Ossendorf ist eine einzigartige Kombination von funktioneller und spiritueller Nutzung gelungen, die architektonisch in besonders durchdachter und reduzierter Form umgesetzt werden konnte.
Es ist ein Ort entstanden, der der Gemeinde weiterhin eine Verbundenheit mit der Kirche ermöglicht und zugleich lebendig bleibt und Aspekte der Stille und Einkehr berücksichtigt.
Felix Hemmers