- Ort
- 42103 Wuppertal, Kirchplatz 2
- Ursprüngliche Nutzung
- Evangelische Gemeindekirche
- Neue Nutzung
- Citykirche: Kirche, Kunst & Kultur
- Gebäude
- ca. 955 - 1000 n. Chr. Erbauung der katholischen Laurentiuskirche an der Stelle der heutigen Citykirche | bis 1687 mehrfache Zerstörung durch Brände und Wiederaufbau | 1552 Im Zuge der Reformation wird die Kirche zur evangelischen Gemeindekirche | ab 1690 Wiederaufbau mit neuem Kirchturm | 1943 Zerstörung der Kirche durch einen Bombenangriff im Zweiten Weltkrieg | 1953 - 1955 Wiederaufbau nach historischem Vorbild | 2017 Einbau einer neuen Empore im Kirchsaal
- Denkmalschutz
- Das Kirchengebäude steht unter Denkmalschutz.
Ortslage | Städtebauliche Situation
Mitten in der Fußgängerzone von Wuppertal befindet sich die evangelische Citykirche, die vor ihrer Umfirmierung „alte reformierte Kirche Elberfeld“ hieß. Die Kirche liegt in Sichtweite des Hauptbahnhofes sowie der Wupper.
Die Innenstadt von Wuppertal ist geprägt von einer dichten Bebauung, in der sich überwiegend Einkaufsgeschäfte sowie in den höheren Etagen Büroflächen befinden. Die Höhe der Gebäude variiert teils stark, häufig sind die Bauwerke fünf- oder sogar sechsgeschossig ausgebaut. Dadurch ergeben sich teilsschluchtenartige Straßenzüge. In dieser dichten städtebaulichen Situation kommt der Citykirche Wuppertal mit ihrem Vorplatz eine wichtige Rolle zu. Sie schafft einen offenen Platz, der Ruhe und Orientierung bietet. Diese Funktion wird auch durch das in der Kirche befindliche Café unterstützt, dessen Außengastronomie sich bis auf den öffentlichen Stadtplatz hinauszieht. Direkt gegenüber des Kirchengebäudes befindet sich die Verwaltung des Wuppertaler Kirchenkreises.
Gebäude | Bauform
Das Sakralgebäude ist als schlichte Saalkirche konzipiert. Durch mehrere Wiederaufbauten weist die Kirche romanische als auch barocke Gestaltungselemente auf. Der Chor ist nach Osten ausgerichtet, auf der Westseite befindet sich der auf quadratischem Grundriss aufsteigende Kirchturm. Der Turmhelm verfügt über einen barocken, zwiebelförmigen Turmhelm. Die beiden Kirchenseiten werden durch große Rundbogenfenster strukturiert, unter den jeweils mittleren Fenstern befinden sich Seiteneingänge in Form von neoklassizistischen Portalen. Die Außenfassade besteht aus sichtbarem Bruchsteinmauerwerk, zur Betonung der Außenkanten sind dort Eckquader verbaut.
Im Inneren wurde die Kirche bereits im Zuge des Wiederaufbaus nach dem Zweiten Weltkrieg deutlich verändert. Der Gottesdienstraum wurde geteilt und im neuen Vorbereich wurden auf zwei Ebenen multifunktional nutzbare Räume geschaffen. Der Erdgeschossbereich wurde dabei zur Citykirche mit offenem Café umgebaut.
Durch eine Sanierung des Kircheninneren im Jahr 2017 wurden die oberen Räume zugänglich gemacht und für die evangelische Jugendarbeit genutzt. Hierfür wurde eine filigrane Stahltreppe in den Gottesdienstraum integriert, die in eine kunstvoll gestaltete, nestartige Zugangsplattform mündet.
Historische Bedeutung | Soziales Umfeld
Der erste Vorgängerbau der heutigen Citykirche geht in die Zeit der Romanik bis ins 10. Jahrhundert zurück. Als schlichte und deutlich kleinere Saalkirche der Romanik wurde sie dem heiligen Laurentius von Rom gewidmet und trug daher auch dessen Namen.
Im weiteren Verlauf wurde die Kirche dann bis ins Jahr 1688 insgesamt dreimal neu aufgebaut. Vorangegangen waren meist große Stadtbrände, die das Gebäude komplett zerstört haben. Im Zuge der Wiederaufbauten haben sich jedes Mal auch Größe und architektonisches Konzept geändert. So ist die Kirche Schritt für Schritt immer größer geworden. Die Apsis aus dem Neubau von 1230 ist bis heute erhalten geblieben und weiterhin Teil des Kirchengebäudes.
Mitte des 16. Jahrhunderts wurde die Kirche zum wichtigsten Schauplatz der Reformation in Wuppertal, weshalb auch der Name St. Laurentius, ein katholischer Heiliger, nicht mehr verwendet wurde.
Wieder durch einen Brand wurde die Kirche 1688 erneut schwer beschädigt und nur die historische Apsis konnte erhalten werden. In den darauffolgenden Jahren wurde Kirche in deutlich größerer Form wiedererrichtet. Auch ein Kirchturm wurde im Zuge des mittlerweile fünften Neubaus zum ersten Mal errichtet. Mittlerweile hatte sich auch durch den Bau einer neuen reformierten Kirche in Wuppertal der Name „alte reformierte Kirche Elberfeld“ in der Gemeinde durchgesetzt.
Durch Bombardierungen im Zweiten Weltkrieg wurde die Kirche dann abermals bis auf die Grundmauern zerstört. In den 1950er wurde das Gebäude exakt nach dem historischen Vorbild wieder aufgebaut. Lediglich im Innenraum wurden einige Anpassungen vorgenommen, um den Raum besser multifunktional nutzen zu können.
Kirchliche Nutzung | Einbindung in die Bürgergemeinde
s.o.
Prozess | Beteiligte
Durch den strukturellen Wandel der Wuppertaler Innenstadt von einer Mischung aus Wohn- und Gewerbe hin zu einem Quartier fast ohne feste Bewohner*innen hat auch die gottesdienstliche Nutzung der Kirche Ende des 20. Jahrhunderts stark abgenommen. Seit der Reformation gilt die Citykirche Wuppertal allerdings als wichtigste evangelische Kirche des Stadtgebietes. Durch die zentrale Lage sowie die lange Historie ist die Kirche stark mit der Stadtbevölkerung, auch über die evangelische Gemeinde hinaus, verbunden. Diese Bindung in Kombination mit dem Rückgang der lokalen Gemeinde hat zu dem neuen Konzept der Citykirche geführt.
Ab 2001 erfolgte in mehreren Schritten der Umbau des Kirchengebäudes. Da bei dem Konzept Citykirche die liturgische Nutzung weiterhin im Zentrum des Kirchengebäudes steht, hat der evangelische Kirchenkreis Konzept und Umsetzung in eigener Verantwortung entwickelt und umgesetzt.
Nutzungskonzept | Neunutzung
Die Citykirche Elberfeld möchte als Schnittstelle zwischen Kirche und urbaner Gesellschaft wirken. Dafür versteht sie sich als offener Ort für Menschen aller Generationen und Kulturen. Die verschiedenen Angebote für die Besucher*innen sind auffallend vielfältig und reichen von Kultur über Gastronomie, bis zur Seelsorge und Liturgie.
Neben der immer noch zentralen Gottesdienstfunktion finden in dem Sakralgebäude vor allem kulturelle Veranstaltungen statt. Dazu zählen Musikveranstaltungen unterschiedlicher Genres wie auch Theatervorführungen, Sportkurse, Kunstausstellungen, Diskussionen und Lesungen. Dazu befindet sich im abgetrennten vorderen Bereich der Kirche sowie im Außenbereich mit dem Weltcafé eine beliebte Gastronomieeinrichtung.
Dem Charakter der Kirche und der noch immer wichtigen Nutzung für Gottesdienste folgend versteht sich die Citykirche Elberfeld auch als Ruhepol in der hektischen Innenstadtumgebung. Sie bietet Besucher*innen die Möglichkeit, Stille und Spiritualität zu erfahren. Ergänzend gibt es dauerhaft ein Seelsorge-Angebot für Menschen, die sich in einer persönlichen Krise befinden.
Besonderheiten | Erfahrungen
Durch die Nutzungserweiterung der innerstädtischen Wuppertaler Citykirche ist es dem evangelischen Kirchenkreis gelungen, die Kirche trotz sinkender Besucherzahlen als wichtigen Ort der Gemeinschaft zu erhalten. Neben den weiterhin stattfindenden Gottesdiensten ermöglichen verschiedenste Kulturveranstaltungen, das beliebte Café sowie die Jugendarbeit einen Austausch zwischen Menschen verschiedener Altersgruppen und Kulturen.
Felix Hemmers