- Ort
- Scharnhölzstraße 37, 46236 Bottrop
- Ursprüngliche Nutzung
- Kirche des Bistums Essen
- Neue Nutzung
- Kultureller und musischer Veranstaltungsort
- Gebäude
- 1955-1957 erbaut, Architekt: Rudolf Schwarz (1897-1961), Köln; Glaskünstler: Prof. Georg Meistermann (1911-1990) | 2008 außer Dienst gestellt | 2016 profaniert | 2018 Umnutzung zum kulturellen und musischen Veranstaltungsraum durch den Förderverein „Kulturkirche Heilig Kreuz" e.V.
- Denkmalschutz
- Das Kirchengebäude steht unter Denkmalschutz.
Ortslage | Städtebauliche Situation
Die von dem Architekten Rudolf Schwarz geplante Heilig Kreuz Kirche befindet sich in der Bottroper Innenstadt. Sie liegt östlich der zentralen Fußgängerzone und wird von dieser durch die fünfspurige Friedrich-Ebert-Straße getrennt, bei der es sich um die Hauptverkehrsachse in Nord-Süd-Richtung der Stadt handelt. Durch diese Trennung ist die geografische Nähe zum Bottroper Zentrum aus dem Stadtraum heraus auf den ersten Blick nicht zu erkennen.
Das Sakralgebäude mit seinem frei stehenden Glockenturm und großzügigem Vorplatz befindet sich in unmittelbarer Nähe zu weiteren Solitärbauten wie dem städtischen Finanzamt und der Polizeiwache. Insgesamt entsteht dadurch ein Quartier mit weitläufigem Charakter und vielen frei stehenden Großgebäuden. In Kombination mit dem durch den Vorplatz weit von der Straßenkante eingerücktem Baukörper ordnet sich Heilig Kreuz in diese Gebietsstruktur ein. Lediglich der hohe Kirchturm signalisiert die besondere Funktion des Sakralgebäudes in den Stadtraum hinein.
Gebäude | Bauform
Bei dem ehemalig katholischen Sakralgebäude handelt es sich um ein bedeutendes Kirchenbauwerk der Nachkriegsmoderne. Entworfen wurde es vom Architekten Rudolf Schwarz, der das Sakralgebäude auf der Basis einer Parabel konzipierte, die den Grundriss des Gebäudes darstellt. Im Scheitelpunkt der Parabel befindet sich die Apsis der Kirche, dort ist der Altar verortet. Die Schenkel der Parabel bewegen sich von diesem Brennpunkt beidseitig immer weiter auseinander und spannen so den Innenraum immer weiter auf. Symbolisch ragen die Schenkel der Parabel bis ins Unendliche hinaus, im Brennpunkt wird so sinnbildlich das gesamte Universum eingefangen und konzentriert. Liturgisch wird dadurch im Bereich des Allerheiligsten ein Gefühl der Geborgenheit erzeugt, zudem wurden bereits Elemente der gemeinsamen Gottesdienstfeier von Pfarrer und Gemeinde aus dem Zweiten Vatikanischen Konzil vorweggenommen. Vom Architekten selbst wird diese Grundstruktur als „Heiliger Wurf“ bezeichnet.
Zwischen den beiden Schenkeln der Parabel wird der Kirchenraum durch eine transluzente, fast 300Quadratmeter große Fensterfläche vom Außenraum abgetrennt. Die Fensterfläche, die von einem geometrischen Stahlbetonskelett gehalten wird, wurde vom Künstler Georg Meistermann entworfen. In Anlehnung an den Entwurf von Rudolf Schwarz erstreckt sich eine spiralförmige Struktur über die Verglasung, die abstrakt an die Sonne bzw. eine Galaxie erinnert.
Neben der geometrischen Grundkonzeption spielen Materialität und Licht eine entscheidende Rolle im Innenraum der Heilig Kreuz Kirche. Die Wände wurden in Backstein belassen, der mit seiner Struktur sowohl die innere Atmosphäre als auch das äußere Erscheinungsbild prägt. Licht fällt – neben der gläsernen Kirchenfront – lediglich durch eine Öffnung ganz oben in der Apsis, direkt im Scheitelpunkt der Parabel, in den Innenraum ein. Es fällt von oben in den Kirchenraum hinab und unterstützt die herausgehobene Stellung der Apsis.
Historische Bedeutung | Soziales Umfeld
Die Errichtung der Heilig Kreuz Kirche geht vor allem auf das Engagement des Pfarrers Wilhelm Eilert zurück, der Rudolf Schwarz 1953 mit dem Kirchenbau beauftragte. In der damaligen Nachkriegszeit entstand durch die zunehmende Industrialisierung und die damit einhergehende Urbanisierung im Ruhrgebiet sowie die vielen Kriegszerstörungen ein großer Bedarf an neuen Kirchengebäuden. Die Kirche wurde nach knapp dreijähriger Bauzeit schließlich 1957 eingeweiht und diente als Pfarrkirche für die lokale katholische Gemeinde. Das Sakralgebäude wurde als herausragendes und überregional bekanntes Beispiel für den Kirchenbau der deutschen Nachkriegsmoderne im Jahr 1988 unter Denkmalschutz gestellt.
Bis zum Jahr 2008 wurde die Kirche für Gottesdienste und Gemeindefeste genutzt. Ab dann wurde Heilig Kreuz vom Bistum Essen aufgrund rückläufiger Gemeindemitglieder zu einer sogenannten „Weiteren Kirche“ ernannt und nicht mehr liturgisch genutzt.
Prozess | Beteiligte
Das Kirchengebäude wurde jedoch nicht direkt entweiht. Nach einer kurzen Zeit des Leerstandes kam bereits 2010 die Idee zur Nutzung des Ortes für kulturelle Veranstaltungen auf. Weitere drei Jahre später gründete sich der „Förderverein Kulturkirche Heilig Kreuz e.V.“. Dieser verfolgte zwei Ziele: Einerseits sollte das Kirchengebäude für verschiedenste kulturelle Zwecke genutzt und der Öffentlichkeit zur Verfügung gestellt werden. Andererseits sollte das Gebäude als „Gesamtkunstwerk“ lebendig gehalten und der Gemeinschaft wieder zugänglich gemacht werden. Dazu gehörte vor allem die aufwendige bauliche Sanierung des Gebäudes sowie der bedeutenden Orgel. Ende 2016 wurde die Kirche dann schließlich profaniert.
Nutzungskonzept | Neunutzung
Als Kulturkirche finden in Heilig Kreuz verschiedenste Konzert- und Kulturveranstaltungen statt. Dazu zählen neben Klassik- und Orgelkonzerten beispielsweise auch Rock- oder Hip-Hop-Auftritte. Auch Lesungen und Kabarett-Veranstaltungen werden angeboten. Teilweise finden auch außergewöhnlichere Veranstaltungen wie eine Motorrad-Messe oder eine Tätowier-Aktion in der Kirche statt.
Die Kulturkirche Heilig Kreuz versteht sich als lebendiger Teil der Bottroper Kulturszene und nimmt auch regelmäßig an Stadtfesten und überregionalen Events teil.
Besonderheiten | Erfahrungen
Mit der Gründung des Fördervereins und der Nutzung als Kulturkirche ist es gelungen, die baulich bedeutende Heilig Kreuz Kirche zu erhalten und als aktiven Teil der Bottroper Kulturszene zu etablieren.
Durch das abwechslungsreiche Angebot an kulturellen und sozialen Veranstaltungen hat sich die Kirche zu einem über die Stadtgrenzen hinaus bekannten Veranstaltungsort entwickelt. Dadurch konnte auch die bauliche Sanierung des bedeutenden denkmalgeschützten Bauwerkes gesichert werden.