- Ort
- Sternstraße 73, 42275 Wuppertal
- Ursprüngliche Nutzung
- Kirche der Evangelischen Kirche von Westfalen
- Neue Nutzung
- Kultur- und Veranstaltungsstätte
- Gebäude
- 1867–1869 erbaut, Architekt: Ernst Heinrich Glüer (1831–1867) | 1983–1984 Umbau zur Konzertkirche, Architekt: Horst Dieter Lang | 2003–2010 Sanierung und Umbau, Architekten: Frank Ahlbrecht und Dr. Norbert Stannek
- Denkmalschutz
- Das Kirchengebäude steht unter Denkmalschutz.
Ortslage | Städtebauliche Situation
An der Grenze der beiden Wuppertaler Stadtviertel Barmen und Oberbarmen, im sogenannten Wupperfelder Quartier, befindet sich seit Mitte des 19. Jahrhunderts die ehemals evangelische Immanuelskirche. Das Sakralgebäude liegt unweit der Wupper, wird von dieser allerdings durch eine vielbefahrene Bundesstraße abgeschnitten. Fußläufig erreichbar ist ebenfalls der Bahnhof Barmen/Oberbarmen.
Das Stadtquartier Wupperfeld ist durch eine heterogene Struktur geprägt, die sich in unterschiedlichen Nutzungen als auch städtebaulichen Elementen zeigt. Neben Blockrandbebauungen zu Wohn- und Gewerbezwecken gibt es freistehende Solitärbauten, unter anderem verschiedene Bildungs- und Industriegebäude. Zu beiden Seiten der Immanuelskirche befinden sich beispielsweise Gebäude der Europaschule. Treten die umgebenden, meist dreigeschossigen Gebäude überwiegend bis ganz an die Grundstücksgrenze heran, hebt sich die Immanuelskirche durch großzügige Freiräume um das Gebäude herum ab. Auch die Höhe des imposanten Kirchturmes bildet ein weiteres bauliches Alleinstellungsmerkmal aus. Kirche und Vorplatz erzeugen somit eine der wenigen großzügigen Freiräume in der näheren Umgebung. In Kombination mit der sozial-kulturellen Verankerung in der lokalen Bevölkerung handelt es sich bei der Immanuelskirche daher um ein für das Stadtviertel prägendes Bauwerk.
Gebäude | Bauform
Die Immanuelskirche wurde von 1867 bis 1869 nach Plänen des Hamburger Architekten Ernst Heinrich Glüer errichtet. Die Grundkonzeption als dreischiffige Hallenkirche ist an die frühmittelalterliche Form der Basilika angelehnt. Durch das durchlaufende Satteldach ist die Decke in den beiden Seitenschiffen deutlich niedriger ausgebildet als im zentralen Mittelschiff. Südlich vorgesetzt befindet sich der Kirchturm mit Turmhelm, in dem sich der Hauptzugang befindet. Die Kirche orientiert sich nicht wie üblich entlang der West-Ost-Achse. Stattdessen befindet sich der Altarbereich gegenüber dem Kirchturm im Norden des Gebäudes.
Stilistisch handelt es sich um ein neogotisches Gebäude. Besonders beim Maßwerk am Eingangsportal sowie den filigranen Spitzbogenfenstern ist die Gotik als Architekturvorbild klar ablesbar. Die Außenfassade wurde vollflächig mit einem lokalen Sandstein, der sogenannten Grauwacke, verkleidet. Die Gestaltung des Kircheninneren setzt sich jedoch klar von der Gotik ab. Statt hohen, steinernen Pfeilern prägt eine aufwändige Holzkonstruktion den Innenraum. Holzstützen tragen den aufwendig gestalteten, offenen Dachstuhl und bilden zugleich das Tragwerk für die umlaufende Empore.
Historische Bedeutung | Soziales Umfeld
Von ihrer langen Geschichte geprägt, hat sich die Immanuelskirche zu einem wichtigen Ort kulturellen und sozialen Austausches in Wupperfeld entwickelt. Während der frühen NS-Zeit wurde hier die Barmer Theologische Erklärung diskutiert und schließlich auch unterzeichnet, die sich gegen einen stärkeren Einfluss der Nationalsozialisten in der evangelischen Kirche positionierte. Während des Zweiten Weltkrieges erlitt das Sakralgebäude nahezu keine Beschädigungen, auch der Kirchturm samt Turmhelm blieben erhalten.
In der Nachkriegszeit entwickelte sich die Immanuelskirche zu einem beliebten Ort für musikalische Darbietungen, was vor allem den hervorragenden Klangeigenschaften des Innenraumes zu verdanken war. Im Jahr 1980 wurden dann im Zuge einer Reform mehrere lokale Gemeinden zusammengeführt. Die Wahl der neuen Gemeindekirche fiel auf die nur wenige Hundert Meter entfernte ‘Alte Wupperfelder Kirche’. Um das Kirchengebäude vor dem Verfall zu retten, gründete sich ein privat organisierter Trägerverein. Bereits damals wurde die Umnutzung zu einem Musik- und Veranstaltungsort beschlossen und umgesetzt, der bis heute wichtig für die Wuppertaler Kulturlandschaft ist.
Kirchliche Nutzung | Einbindung in die Bürgergemeinde
s.o.
Prozess | Beteiligte
Der bereits erwähnte Trägerverein wurde in den 1990er Jahren mit einem erheblichen Sanierungsstau der mittlerweile 130 Jahre alten Kirche konfrontiert. Erste Planungen gingen von nötigen Sanierungsmaßnahmen im Bereich von zehn Millionen Euro aus. Da dieser Betrag trotz Förderungszusagen für den Verein nicht stemmbar war, wurde von der Architektengemeinschaft Frank Ahlbrecht und Norbert Stannek ein effizienteres Konzept für Umbau und Sanierung der Kirche entwickelt. Das Konzept sah die Ausweitung der kulturellen Nutzung für weitere Veranstaltungen vor und war gleichzeitig mit einem deutlich geringeren finanziellen Aufwand umsetzbar.
Die teils komplizierten Sanierungsarbeiten führten dazu, dass die Bauarbeiten insgesamt sieben Jahre dauerten. Seit der Fertigstellung 2011 finden nun regelmäßig verschiedene Kulturveranstaltungen statt. Durch die besondere Raumakustik werden in der Immanuelskirche auch viele professionelle Musikaufnahmen erstellt. Daneben gibt es weitere Räumlichkeiten, die zum Beispiel für Konferenzen angemietet werden können.
Nutzungskonzept | Neunutzung
Im Zuge des Umbaus wurde der Idee Rechnung getragen, die Immanuelskirche verstärkt für unterschiedliche Veranstaltungen zu nutzen. Dazu waren Veränderungen im Kirchenschiff und im Foyerbereich zwingend erforderlich. Neben den gut besuchten Musikveranstaltungen und -produktionen sollten Ausstellungen und Theaterdarbietungen möglich sein. Im Bereich der Apsis wurde dafür ein Hubbühnenpodest eingebaut, das vor allem für kleinere Konzerte und Theateraufführungen flexibel genutzt werden kann.
Auch die Nebenräume wie Foyer und Sanitärbereiche wurden umfassend erneuert. Ein neues Raumkonzept lässt das Foyer groß und einladend wirken und schafft ein dem Gebäude angemessenes Entree. Die Funktionsbereiche sind durch Glaswände vom großen ehemaligen Gottesdienstraum abgetrennt. Sie enden unter der Empore, um sowohl den Raumeindruck des historischen Innenraumes sowie die Raumakustik nicht zu beeinträchtigen. Gleichzeitig entsteht ein spannender Kontrast der modernen Architektur zur historischen Immanuelkirche. Die helle, freundliche Atmosphäre wurde durch einen hellen Innenanstrich weiter unterstützt.
Die Sanierungs- und Umbaumaßnahmen fanden in enger Abstimmung mit der Denkmalbehörde statt. So wurde ein multifunktionaler Raum geschaffen, der gleichzeitig alle Belange des Denkmalschutzes erfüllt. Gerade die gewissenhafte Instandsetzung des historischen Baubestandes hat zu dem außergewöhnlichen Raumcharakter geführt, der die Immanuelskirche als Veranstaltungsort heute ausmacht und das Kirchengebäude zu einem weiterhin lebendigen Ort der Gemeinschaft werden lässt.
Besonderheiten | Erfahrungen
Bei der Wuppertaler Immanuelskirche handelt es sich um eine der ersten Kirchen Deutschlands, die aufgrund des Mitgliederschwundes der (in diesem Fall) evangelischen Kirche leer stand und durch einen privaten Trägerverein umgenutzt wurde. Die Nutzung als Ort für Veranstaltungen und Konzerte greift die frühere Entwicklung des Ortes sowie den guten Ruf der Akustik auf und führt den Kirchenraum in dieser Tradition fort. Durch den behutsamen denkmalgerechten Umbau ist ein qualitätvoller Raum entstanden, der bereits vielen danach folgenden Kirchentransformationen als Vorbild diente.