- Ort
- Alfonsstraße 44, 52070 Aachen
- Ursprüngliche Nutzung
- Klosteranlage mit Kirche des Redemptoristenorden
- Neue Nutzung
- Bürogebäude
- Gebäude
- 1865 erbaut, Architekt: Heinrich Johann Wiethase (1833–1893) | 1952 Umbau | 1986 Verkauf an das Bistum Aachen | 2008 Umbau zum Bürogebäude, Architekten: Kaiser Schweitzer Architekten und Glashaus Architekten PSG, Aachen
- Denkmalschutz
- Das Kloster steht unter Denkmalschutz.
Ortslage | Städtebauliche Situation
Die Klosteranlage mit Kirche liegt zentrumsnah und verkehrsgünstig am Aachener Alleenring im Süd-Osten der Stadt. Entlang der Alfonsstraße und der Lothringerstraße als Straßenrandbebauung führt der Gebäudekomplex um die Ecke und bildet so eine geschlossene, parkartige Anlage, die über einen Innenhof erschlossen wird. Die ruhige Umgebung mit einer Mischnutzung von Wohn- und Bürogebäuden sowie Handelsflächen charakterisieren das Ortsbild.
Gebäude | Bauform
Die Klosteranlage St. Alfons bestehend aus einer Basilika, dem Klostergebäude und einer Kapelle wurde 1865 für den Redemptoristenorden erbaut. Der von den Gebäudeteilen auf drei Seiten umfasste Hof öffnet sich nach Norden. Die vollständige Zerstörung im zweiten Weltkrieg führte zu einem veränderten Wiederaufbau der Kirche mit flachgedeckten Seitenschiffen, anders angeordnete Fenstern und einer Veränderung der Chorapsis. Weitere bauliche Veränderungen wurden nachdem Erwerb durch das Bistum Aachen 1986 und Nutzung durch den Jesuitenorden umgesetzt.
Historische Bedeutung | Soziales Umfeld
k. A.
Kirchliche Nutzung | Einbindung in die Bürgergemeinde
k. A.
Prozess | Beteiligte
2005 wurde St. Alfons außer Dienst gestellt und anschließend profaniert. Es folgte ein Verkauf durch das Bistum Aachen an einen privaten Investor.
Der Erhalt der unter Denkmalschutz stehenden Klosterkirche wurde bei dem Umnutzungskonzept vollständig berücksichtigt. Alle Umbauten und Einbauten wurden reversibel umgesetzt. Die Baumaßnahme umfasste den Umbau und Erweiterungsbauten auf einer Grundstücksfläche von 5.400 Quadratmetern. Das Bauvolumen betrug circa 12 Millionen Euro.
Beteiligte des Prozesses waren die Schleiff Denkmalentwicklung GmbH & Co. KG aus Erkelenz als Bauherr, die BET Aachen als Nutzer sowie die umsetzenden Planungsbüros Glashaus Architekten und Kaiser Schweitzer Architekten aus Aachen.
Planung: Dezember 2006 – Februar 2007
Realisierung: März 2007 – Oktober 2008
Nutzung: seit September 2008
Nutzungskonzept | Neunutzung
Die Klosteranlage erhielt im Gesamten die Funktion eines Bürogebäudes. Über 100 Arbeitsplätze wurden auf den circa 3.700 Quadratmetern geschaffen. Die beiden Seitenschiffe dienen dabei auf zwei Etagen als geschlossene Einzel- und Doppelbüros, die durch Glaswände zum Mittelschiff hin abgetrennt sind. Das Mittelschiff wird nunmehr als zusammenhängendes Raumgefüge und kommunikativer Arbeitsbereich verstanden. Die dort eingebrachte Galerie ermöglicht den Zugang zu der oberen Etage. Durch Mobiliarinseln wurden in der Galerie Bereiche geschaffen, die der Kommunikation dienen. Ein Zeitschriftenarchiv und ein Druckbereich fanden ebenfalls im Mittelschiff Platz. Gemeinschaftlich genutzte Räume zur Besprechung und für Konferenzen konnten in die Apsis, auf der Orgelempore und in der kleinen Kapelle integriert werden.
Der spezielle Kirchraum benötigte zur Nutzung als Arbeitsort ein funktionales Beleuchtungskonzept, welches die Bereiche zusätzlich markiert. Daneben sorgte ein behutsamer und reversibler Umgang von Alt und Neu für Klarheit bei den vorgenommenen Veränderungen und Einbauten, wobei Material und Farbe eine große Rolle spielten.
Im Innenhof wurde der Klosterbau um einen dreigeschossigen Anbau aus Glas erweitert. Dort fanden ein Foyer mit Aufzug, eine Treppenanlage und Büroräume Platz. Der Anbau ermöglicht einen barrierefreien Zugang aller Etagen.
Zusätzlich entstand auf dem Grundstück ein Neubau aus Ziegel und verglaster Fassade, der Wohnen und Gewerbe beinhaltet und den Grundstückszugang betont.
Besonderheiten | Erfahrungen
Die baulichen Eingriffe in den denkmalgeschützten Gebäudebestand konnten bis auf wenige Durchbrüche in der Fassade reduziert werden, um Zugänge zu schaffen, indem der gläserne Anbau im Innenhof als Erweiterung diente.
Das durch die Buntglasfenster sakral anmutende natürliche Licht konnte für die Büronutzung durch ein neues Beleuchtungskonzept optimiert werden. Zusätzlich wurden Teile der Buntverglasung im Seiten- und Mittelschiff ausgetauscht. Zur Bewahrung des sakralen Charakters wurden sie in der Portalfassade bewusst erhalten.
Verschiedene bautechnische Herausforderungen konnten gelöst werden: Die Raumakustik wurde verbessert, die Nachhallzeit reduziert. Zur Verbesserung des Wärmedämmstandards wurden Dach- und Deckenflächen, das Apsisgewölbe und die neue Bodenplatte gedämmt und eine Wärmeschutzverglasung eingefügt. Darüber hinaus wurden aus optischen Gründen technische Anlagen in die neuen Einbauten integriert, wie die Wand- und Fußbodenheizung und eine mechanische Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung.
Esther Ulli Heckmann M. A., Baukultur Nordrhein-Westfalen
Vgl.: Beusker, Elisabeth; Lehr- und Forschungsgebiet für Immobilienprojektentwicklung, Fakultät für Architektur, RWTH Aachen University (Hrsg.): Umnutzung von Kirchen. Beispiele aus Nordrhein-Westfalen, Göttingen 2021, S. 89-94