Projekt

Lukaskirche | Multifunktionshaus „Lukas-K-Haus“

Essen
Ort
45147 Essen, Planckstraße 115
Ursprüngliche Nutzung
Evangelische Gemeindekirche der Evangelische Kirche im Rheinland
Neue Nutzung
Mischnutzung mit Wohnungen, integrativer Kindertagesstätte und Arbeitsräumen mit Gemeinschaftsflächen gebündelt unter dem Namen „Lukas-K-Haus“
Gebäude
1961 erbaut, Architekt: Reinhold Jerichow; Glasarbeiten: Ursula Graeff-Hirsch | 2008 profaniert | 2010–2012 Verkauf an die VEWO Wohnungsverwaltung GmbH, Gelsenkirchen | 2012–2013 Umbau zu Wohnungen, KiTa und Büroräumen, Architekt: Heinrich Böll, Essen
Denkmalschutz
Das Kirchengebäude steht nicht unter Denkmalschutz.

Ortslage | Städtebauliche Situation

Die Lukaskirche befindet sich im Essener Stadtteil Holsterhausen inmitten der Krupp’schen Wohnsiedlung Alfredspark, die in den späten 1950er Jahren als Ersatz für die im Krieg weitestgehend zerstörte Siedlung Alfredshof errichtet wurde.

Gebäude | Bauform

Der Baukörper der Lukaskirche ist ein schlichter, auf einem rechteckigen Grundriss fußender Kubus mit flach geneigtem Satteldach. Filigrane Betonsteine in der Nord-, West- und Ostfassade wurden mit farbigen Gläsern ausgefacht. Die südliche Altarwand hingegen war komplett geschlossen. Im Erdgeschoss befand sich der Gemeindesaal mit Bühne. Zwei Treppen in der Nordwest- und Nordostecke führten in den darüberliegenden Kirchenraum, der bis unter das Dach reichte. Die abgehängte Decke bestand aus Akustik-Deckenelementen. In kompletter Gebäudebreite entlang der Nordfassade war die Orgelempore eingebracht. Ein 35 Meter hoher frei stehender Glockenturm (sogenannter Campanile) aus Waschbeton steht nordwestlich des Kirchgebäudes.

Entwicklungsprozess | Nutzungskonzept | Neunutzung

Das Nutzungskonzept sowie die Verteilung der Nutzungen im Gebäude waren von der neuen Eigentümerin bereits entwickelt, als das Architekturbüro mit der Planungsaufgabe betraut wurde.
Um das Gebäudevolumen bestmöglich wirtschaftlich ausnutzen zu können, wurde der Kirchbau komplett entkernt (Entfernung der Asbestaltlasten) und drei Geschossdecken wurden eingezogen, wofür der Pfarrsaal mit Bühne im Erdgeschoss und der Kirchsaal im Obergeschoss aufgegeben werden mussten. Die neue Nutzung ordnete sich dementsprechend nicht den Gegebenheiten unter, sondern sie bekam optimierte Grundrisse unter Berücksichtigung einzelner an die ursprüngliche sakrale Nutzung erinnernder Elemente. So konnte beispielsweise die farbige Bleiverglasung in den Betonsteinen dadurch erhalten werden, dass die beiden über die volle Gebäudehöhe reichenden Treppenhäuser von der Außenwand abgerückt wurden. Die Nordfassade mit ihrer das Hauptportal akzentuierenden Fensterfläche blieb somit auch in ihrer Funktion als Haupteingang mit ihrem sakral motivierten Mosaikfeld bestehen. Die Kugellampen des ehemaligen Gemeinderaums wurden zudem wieder in das diesseitige Treppenhaus eingesetzt. Die zuständigen Landschaftsarchitekten integrierten die nicht mehr benötigten Betonfenstersteine in eine niedrige Stützmauer vor dem Eingangsbereich. Obwohl sich die Fassadengestaltung an der ursprünglichen Fensteranordnung orientiert, wurden zu Belichtungszwecken auch neue, teilweise bodentiefe Fenster eingesetzt. Weitere Neuerungen waren das Anbringen von Balkonen und die Schaffung von Öffnungen, die vor allem an der ursprünglich völlig geschlossenen Südfassade nötig wurden. Die integrative KiTa im Erdgeschoss setzt sich mit einer zweifarbigen bräunlich-roten Faserzementverkleidung von der restlichen Fassade ab. Das Gebäude wurde zudem komplett wärmegedämmt.
Der Kirchturm mit seinen vier Uhren blieb bislang als funktionslos gewordene Landmarke erhalten. Im Jahr 2013 waren die Umbauarbeiten für eine integrative Kindertagesstätte, Arbeitsräume mit Gemeinschaftsflächen und verschiedene barrierefreie Wohnungstypen abgeschlossen. Das Ziel, dass alle Generationen sowie Menschen mit und ohne Behinderung zusammenleben und -arbeiten können, wurde in der nun als „Lukas-K-Haus“ bezeichneten ehemaligen Lukaskirche umgesetzt.

Esther Ulli Heckmann M. A., Baukultur Nordrhein-Westfalen

Siehe auch:

Heinrich Böll Architekt, Projekt

Big BeautifulBuildings, Bauwerke

Weitere Informationen zum Projekt:

https://www.lukaskirche-essen.de/philosophie/