- Ort
- Johannesplatz 1, 47805 Krefeld
- Gebäude
- 1894 erbaut, Architekt: Josef Kleesattel (1852-1926) | 1911 neue Farbgebung | 1978 umfassende Restaurierung | 2016 Beschluss der Entwidmung | 2019-2022 Teilnahme am prozessbegleitenden Unterstützungsangebot „Zukunftskonzept Kirchenräume“
- Denkmalschutz
- Das Kirchengebäude steht unter Denkmalschutz.
Trägerschaft
Katholische Kirchengemeinde Maria Frieden
Zuständige Prozessbegleitung Teil I
LOTH Planung+Stadtentwicklung, Siegen
Amtsbereich
Bistum Aachen
Ortslage | Städtebauliche Situation
Stadt Krefeld, Stadtbezirk Süd; Stadtteil Dießem/Lehmheide: ~ 18.000 Einwohner
Städtische Lage auf einem allseitig erschlossenen Grundstück (Johannesplatz).
Das Gebäude dominiert mit seiner Platzlage, seiner Höhe und dem 90 Meter hohen Portalturm die nähere Umgebung sowie den Stadtteil und ist auch in der Gesamtstadt präsent. Es liegt in einem Quartier südlich von Zentrum und Hauptbahnhof zwischen den Standorten des Helios-Klinikums und der Hochschule Niederrhein. In unmittelbarer Nähe befindet sich das Caritas-Altenheim Marienheim.
Gebäudehistorie | Bauform
Die Kirche St. Johann Baptist in Krefeld-Dießem-Lehmheide wurde 1894 von Josef Kleesattel erbaut. 1911 entstand ihre neue Farbgebung. Die freistehende, dreischiffige Basilika im neogotischen Stil hat einen 97 Meter hohen Westturm. Sie stellt die größte Kirche Krefelds mit dem zweithöchsten Turm des Bistums Aachen dar. Sie ist denkmalgeschützt. Ihre Entwidmung ist beantragt.
Bedeutung | Umfeld | Motivation
„Der Kirchenvorstand – als zuständiger Träger – steht unter großem Druck: was sollen wir tun? Einerseits gilt es das Erbe der Vorfahren zu bewahren, andererseits für die Nachkommen verantwortlich und verantwortbar in die Zukunft gehen. Es geht nicht nur um die wirtschaftliche Frage, aber auch! Es geht nicht nur um die architektonische Frage, aber auch! (…) Für den Kirchenvorstand geht es um eine wirtschaftlich tragfähige Lösung für die Zukunft (…). (…)Wir könnten die Kirche für neue Zwecke öffnen: Kindergartenplätze, günstiger Wohnraum für Familien, für Senioren aus dem Bezirk oder für Studenten der Hochschule, denkbar wäre auch eine Nutzung als Veranstaltungsstätte.“
Ausgangslage
Die Eigentümerin steht einer Umnutzung offen gegenüber. „Kindergartenplätze, günstiger Wohnraum für Familien, für Senioren aus dem Bezirk oder für Studenten der Hochschule“ oder „eine Nutzung als Veranstaltungsstätte“ wurde vorformuliert. Partnerschaften aus der Nachbarschaft werden angestrebt.
(Alle Zitate stammen aus den eingereichten Bewerbungsunterlagen zum Projektaufruf „Zukunftskonzept Kirchenräume“)
Beurteilungen zur Teilnahme an Zukunftskonzept Kirchenräume Teil I und Juryempfehlung
Düsseldorf, 21. August 2019
„Die bauhistorische und stadträumliche Bedeutung des imposanten Kirchengebäudes St. Johann Baptist in Krefeld ist unbestritten. Den großen Innenraum für sozial anspruchsvolle, generationsübergreifende Zwecke umzunutzen wird auf die Umgebung positiv ausstrahlen können. Auch, weil der Projektträger bereit ist angemessene Kooperationen einzugehen, scheint der Jury die begleitende Unterstützung aller Beteiligten sinnvoll zu sein. Es geht darum, den baukulturellen Mehrwert des Kirchengebäudes adäquat und wirkungsvoll in die säkularisierte Gesellschaft der Gegenwart zu begleiten.“
(Dr. Ursula Baus, Marlowes und frei04 publizistik)
Beurteilungen zur Teilnahme an Zukunftskonzept Kirchenräume Teil II und Juryempfehlung
Gelsenkirchen, 04. Februar 2021
Der imposante Kirchenbau von St. Johann Baptist und seine städtebaulich wichtige Position in Krefeld werden von der Jury als bauhistorisch bedeutsam und stadträumlich wichtig angesehen. Beide Aspekte lassen die Planungen für das Gebäude zu einem Großprojekt wachsen. Die daraus resultierende Komplexität des Projekts verlangt dem Projektteam viel ab. Ein aktuell bestehender Investitionsstau zur Sicherung des Gebäudes erschwert den angedachten Ablauf zusätzlich.
Dennoch steht das Projekt beispielhaft für viele Fragen und Prozesse bei Kirchenumnutzungsprozessen in Nordrhein-Westfalen. Die Jury möchte deshalb die nächsten Schritte des Projektteams in der Phase II unterstützen. Sie sieht einen starken Bedarf des Projektteams für eine Prozessbegleitung hinsichtlich der Ideenentwicklung, hinsichtlich der nötigen Kommunikation und der Suche nach potenziellen Projektpartner*innen oder eines*r Investors*in. Erste Ansätze zu Verknüpfungsmöglichkeiten mit z. B. den benachbarten Kliniken oder der Hochschule Niederrhein sollten fortgesetzt werden.
Fazit: „Dringend wird eine enge Abstimmung mit der Stadt Krefeld empfohlen, um mögliche Ansätze zu sichern und der Entwicklung des Standorts eine Chance zu geben.“
(vorgestellt von Dr. Ursula Kleefisch-Jobst, Museum der Baukultur)
Kommentar nach Abschluss des Unterstützungsprogramms
Gelsenkirchen, 31. März 2022
„Große historische Kirchengebäude sind einerseits geeignet, Engagement und Mitstreitende zu wecken. Andererseits sind sie große Wahrzeichen, an denen sich übergeordnete Interessen manifestieren und, die große Kosten verursachen. Neunutzungsprozesse können auch dazu führen, dass Fragestellungen sichtbar gemacht, kritische Stimmen lauter und Konflikte deutlicher werden. In solchen Fällen kann es sinnvoll sein, einen Schritt zurückzugehen, um zunächst diese Herausforderungen anzugehen und gemeinsam einen neuen Weg zu finden.”
(Jörg Beste, synergon Köln und Esther U. Heckmann, Projektleitung Zukunft – Kirchen – Räume)
Relevante Themen innerhalb des Prozesses
- Der Denkmalschutz ist ein wesentlicher Faktor bei der Frage nach einer zukünftigen, anderweitigen Nutzung des Kirchengebäudes. Hier ist auch die Stadt Krefeld mit den Verantwortlichen in Politik und Verwaltung gefragt. Aufgrund des Gebäudevolumens spielt die Frage nach der Unterhaltung und der Wirtschaftlichkeit eine wesentliche Rolle bei der Vermarktung.
Erfahrungen aus dem Prozess
- Erste Nachnutzungsmöglichkeiten unter dem Aspekt Denkmalschutz wurden erörtert. Da wir als Verantwortliche im Kirchenvorstand ehrenamtlich arbeiten, war in dem Projekt Zukunft – Kirchen – Räume die Unterstützung durch externe Prozessbegleiter eine wertvolle Hilfe, besonders bei der Suche nach Kooperationspartnern, Investoren und/oder potenziellen Nutzern. Letztendlich bleibt es aufgrund des schlechten Gebäudezustandes und der Größe eine Herausforderung, diese Kirche einer neuen Nutzung zuzuführen. (Stand: 2020)
(Projektgruppe, vertreten durch Peter Reynders)