Die beiden großen christlichen Kirchen befinden sich in Deutschland seit Jahren in einem Prozess des Wandels, der mit dynamischer gewordenen gesellschaftlichen Veränderungen zusammenhängt. Die finanziellen Rahmenbedingungen sind trotz den in den letzten Jahren hohen Kirchensteuereinnahmen in den verschiedenen (Erz-)Bistümern und Landeskirchen sehr unterschiedlich und vor allem in vielen Kirchengemeinden vor Ort schwieriger geworden. Entscheidend sind hierbei die rückläufigen Kirchenmitgliederzahlen und die noch stärker rückläufigen Zahlen der tatsächlichen Gottesdienstbesucher. Diese Situation wird sich künftig noch weiter verschärfen, was sich bereits durch einen starken Rückgang der Taufen abzeichnet. In den letzten 20 Jahren verringerte sich die Zahl der Geburten in Deutschland um über 20 Prozent; die Zahl der Kindertaufen nahm in der katholischen und evangelischen Kirche allerdings um etwa 40 Prozent ab. Die insgesamt rückläufige demografische Entwicklung trifft damit die Kirchen bei ihrer Mitgliederentwicklung mindestens doppelt so stark, denn Kirchenmitglied wird man nicht durch Geburt, sondern nur durch Taufe. Weiterhin sinkende Zahlen der Mitglieder und damit der Kirchensteuerzahler sind so bereits deutlich absehbar.
In den fünf katholischen (Erz-)Bistümern (Aachen, Essen, Köln, Münster, Paderborn) und den drei evangelischen Landeskirchen (Lippe, Rheinland, Westfalen) in Nordrhein-Westfalen sind aufgrund der Mitglieder- und Finanzentwicklungen Struktur- und Finanzreformen mit unterschiedlicher Ausprägung vollzogen worden und teilweise noch im Vollzug. Diese haben sich in den vergangenen Jahren auf den Gebäudebestand ausgewirkt, werden jedoch längerfristig noch erhebliche Folgen haben, wie am Beispiel des Bistums Essen bereits deutlich geworden ist.
Jörg Beste, synergon Köln