Kirchenbau nach 1945 – Ein Erfassungsprojekt der Denkmalfachämter der Landschaftsverbände Rheinland und Westfalen-Lippe
Nordrhein-Westfalen besitzt einen reichen Bestand an Bauten aus der Zeit nach 1945. Weltweit haben die jüngeren Schichten des baukulturellen Erbes in den letzten Jahren große Aufmerksamkeit erfahren. Die flächenhafte Erfassung und Bewertung haben jedoch erst begonnen. Einen Sonderfall stellen die rund 2.500 Pfarrkirchen der beiden großen christlichen Konfessionen in Nordrhein-Westfalen dar, die die Denkmalfachämter der Landschaftsverbände Rheinland und Westfalen-Lippe in den Jahren 2009 bis 2018 im Rahmen eines Projekts unter dem Titel „Erkennen und Bewahren – Kirchenbau der Nachkriegszeit in Nordrhein-Westfalen“ flächendeckend erfasst und bewertet haben.
Hintergrund des Projekts
Kirchen prägen wie kaum eine andere Bautengruppe das Bild von Städten und Gemeinden und sind bis heute Mittelpunkte religiösen, sozialen und kulturellen Lebens. Sinkende Zahlen von Kirchenmitgliedern und Gottesdienstbesuchern führen seit einigen Jahren dazu, dass einige Bauten nur noch teilweise oder gar nicht mehr in ihrer ursprünglichen Form genutzt werden. Durchgreifende Umbauten, Neunutzungen und selbst Abrisse sind an der Tagesordnung und erfordern regelmäßig kurzfristige Stellungnahmen der Denkmalbehörden. Die im Projekt vorgenommene Gesamterfassung und denkmalfachliche Einschätzung schafft Planungssicherheit. Ferner ermöglicht die Identifizierung der zeugniswerten Objekte innerhalb des großen Gesamtbestands, dass Denkmalbehörden und kirchliche Partnerinnen und Partner gezielt auf deren langfristigen Erhalt hinarbeiten können.
Erfassung der Kirchenbauten
Am Anfang des Projekts stand eine Erfassung der rund 2.500 Kirchenbauten in Terminen vor Ort. Finanziert durch das damalige Ministerium für Bauen, Wohnen, Stadtentwicklung und Verkehr des Landes Nordrhein-Westfalen dokumentierten ab 2009 die Fachämter jeweils für ihr Gebiet die nach 1945 als Neubauten errichteten evangelischen und römisch-katholischen Pfarr-, Gemeinde- und Filialkirchen praktisch komplett in Text und Foto. Kloster- und Krankenhauskirchen, Friedhofskapellen usw. sowie die Kirchen der kleineren christlichen Konfessionen wurden nur in Einzelfällen exemplarisch erfasst. Die Erfassung erfolgte jeweils nach einheitlichen Fragebögen. Die Bandbreite der aufgenommenen Informationen reichte inhaltlich von Ortsgeschichte und Städtebau über Gemeindegeschichte, Gebäudeentwurf und -veränderungen bis hin zu liturgischen Konzepten und Details der Ausstattung und Materialität. Die Dokumentationen wurden in den jeweiligen Amtsdatenbanken aufbereitet und den (Erz-)Bistümern und Landeskirchen, aber auch den Unteren Denkmalbehörden zur Information und Ergänzung übersandt.
LVR-Amt für Denkmalpflege im Rheinland, Pulheim | LWL-Denkmalpflege, Landschafts- und Baukultur in Westfalen, Münster